Teure Energiepreise und die Aufrufe zum Energiesparen in den Medien machen viele Verbraucher kreativ. Die Heizung aber einfach herunterdrehen ist keine gute Lösung, sagen Experten des Fachverbands der Stuckateure für Ausbau und Fassade (SAF) in Baden-Württemberg. Denn dann wächst das Risiko für Schimmelbefall in den Räumen.

Die Heizung einfach herunterdrehen, um Energie zu sparen, ist keine gute Idee. Die Gefahr für Schimmelbildung wächst. Foto: geralt/Pixabay

Rutesheim. Viele Stuckateur-Fachbetriebe werden besonders in der kalten Jahreszeit häufig für die Beseitigung von Schimmelschäden angefragt. Als Experten für Raum und Fassade kennen sie die typischen Ursachen. Falsches Lüften gehört dazu, aber ebenso häufig auch falsches Heizen. Denn grundsätzlich gilt: Bei niedrigen Temperaturen in Räumen steigt die relative Luftfeuchtigkeit an. Liegt sie über mehrere Tage deutlich über den empfohlenen 50%, wächst die Gefahr von Schimmelbildung, vor allem an den kalten Innenseiten ungedämmter Außenwände. Grund dafür ist die kritische Oberflächentemperatur, die darüber entscheidet, ob Schimmel wächst oder nicht. Sie ist abhängig von der Temperatur der Raumluft und der relativen Luftfeuchtigkeit. Wird sie bei gegebener Luftfeuchtigkeit unterschritten, beginnt Schimmel zu wachsen, vorausgesetzt, es ist auch ein geeigneter Nährboden vorhanden. Und den gibt es fast immer: Das kann eine Tapete sein, aber auch Staubablagerungen und Verschmutzungen reichen dafür schon aus.

Ein Beispiel: Bei einer Raumlufttemperatur von 20 °C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 50% beträgt die kritische Oberflächentemperatur, unterhalb der die Gefahr für Schimmelbefall wächst, 12,6 °C. Wird die Raumlufttemperatur auf 18 °C abgesenkt, steigt – bei gleichem absolutem Feuchtegehalt der Raumluft – die relative Luftfeuchte auf ca. 57% an. Auch die kritische Oberflächentemperatur steigt leicht von 12,6 °C auf 12,7 °C. Beträgt die relative Luftfeuchte der Raumluft – bei gleicher Raumlufttemperatur – jedoch 60%, steigt die kritische Oberflächentemperatur auf 15,4 °C an. Je höher also die relative Luftfeuchtigkeit, desto höher ist auch die kritische Oberflächentemperatur, die Gefahr für Schimmelbefall wächst.

Der Fachverband der Stuckateure für Ausbau und Fassade (SAF) in Baden-Württemberg empfiehlt Verbrauchern daher dringend, folgende Regeln zu beachten, um auch bei abgesenkten Raumtemperaturen das Schimmelrisiko zu vermeiden.

1. Räume immer direkt beheizen

Ein immer wieder begangener Fehler: das unbeheizte Schlafzimmer, das am Abend geöffnet wird, damit warme Luft aus dem Wohnzimmer oder dem Flur hineingelangt. Die in der warmen Luft gebundene Luftfeuchte kann sich an den kalten Schlafzimmerwänden niederschlagen, weil die kritische Oberflächentemperatur unterschritten ist. Die Voraussetzungen für Schimmelwachstum sind ideal.
Tipp: Entweder auch das Schlafzimmer moderat heizen, um das Temperaturgefälle nicht zu groß werden zu lassen. Oder die Tür des unbeheizten Raums konsequent geschlossen halten.

2. Feuchtequellen reduzieren und lüften

Je geringer die Raumtemperatur, desto höher wird die relative Luftfeuchte. Was die kältere Luft an Feuchte nicht mehr binden kann, legt sich im Extremfall als Kondensat auf die Wände. Wer also die Feuchtemenge im Raum senkt, kann auch das Schimmelrisiko reduzieren, trotz niedrigerer Raumtemperatur.
Tipp: Feuchtequellen reduzieren oder vermeiden, wie zum Beispiel das Trocknen von Wäsche oder auch Kochdunst. Wo das nicht geht: Ableiten der Feuchtigkeit durch richtiges Lüften. Das heißt: Mehrmals täglich stoßlüften mit weit geöffnetem Fenster. In der kalten Jahreszeit genügen jeweils fünf bis zehn Minuten. Auf Dauer gekippte Fenster bringen nichts.

3. Gebäude dämmen

Die Wärmedämmung ist der Königsweg für alle Immobilienbesitzer, allerdings auch der aufwendigste. Eine gedämmte Gebäudehülle reduziert den Heizenergiebedarf und dessen Kosten drastisch. Durch wärmere Innenwände entsteht ein Behaglichkeitsgefühl selbst bei abgesenkter Raumtemperatur, das Kondensationsrisiko und damit das Schimmelrisiko sinken deutlich. Richtiges Lüften ist aber unerlässlich.
Tipp: Wer das Lüften nicht dem Zufall überlassen will, lässt gleichzeitig eine automatische Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung in die Fassade einbauen.
„Auch ein guter Innenputz kann das Risiko für Schimmelbefall senken“, sagen die Experten des Fachverbands. „Reine Kalkputze zum Beispiel nehmen Feuchtigkeit auf und hemmen durch ihre Alkalität das Schimmelwachstum.


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Die Heizung einfach herunterdrehen, um Energie zu sparen, ist keine gute Idee. Die Gefahr für Schimmelbildung wächst.

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Über den Fachverband SAF:

Der Fachverband der Stuckateure für Ausbau und Fassade (SAF) vertritt die Interessen von 34 Mitgliedsinnungen mit rund 900 Betrieben. Als bundesweit größter Fachverband der Gewerke Putz, Stuck, Trockenbau und Fassade fördert er die fachliche und wirtschaftliche Entwicklung seiner Mitglieder durch Beratung und Informationen in den Bereichen Technik, Recht, Betriebswirtschaft und Marketing. Darüber hinaus ist der SAF Arbeitgeberverband und engagiert sich stark in allen Bereichen der Aus- und Weiterbildung.

Mit seinem Kompetenzzentrum für Ausbau und Fassade und dem Programm der Ausbau-Akademie übernimmt der SAF bundesweite Aufgaben als Bildungsdienstleister in den o.a. Gewerken. Das umfasst auch die Schnittstelle zwischen Industrie, Forschung und betrieblicher Praxis.
Sitz des Fachverbandes SAF ist das Branchenzentrum Ausbau und Fassade in Rutesheim.

Kontakt:

Fachverband der Stuckateure für
Ausbau und Fassade Baden-Württemberg (SAF)

Branchenzentrum Ausbau und Fassade
Siemensstr. 6 – 8
71277 Rutesheim (bei Stuttgart)

Ansprechpartner: Matthias Heilig
Telefon: 07152  30550100
info.saf@bz-af.de
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