Entsorgung von EPS in Müllverbrennungsanlagen nach wie vor möglich

IVH-LogoIn einer Fernsehsendung im NDR wurde die Entsorgung von EPS – also Styropor – als Sonderabfall eingestuft. Dies liegt am Brandschutzmittel HBCD, welches inzwischen in neuen EPS Dämmstoffen ersetzt wurde. Dass EPS dann als Sonderabfall mit hohen Kosten belegt wird ist nicht richtig, es wird nach wie vor im Moment noch thermisch verwertet. Für eine stoffliche Verwertung gibt es derzeit noch zu wenig Abfallaufkommen, sodass kein wirtschaftliches Recycling möglich ist.

Weitere Details finden Sie in folgender Stellungnahme vom Industrieverband Hartschaum

Rückbau und Recycling von Wärmedämm-Verbundsystemen mit Styropor
Um die Schwerentflammbarkeit von Styropor gewährleisten zu können, enthielt der alte Dämmstoff das Flammschutzmittel HBCD. Nach den deutschen Bestimmungen des Ausschusses zur gesundheitlichen Bewertung von Bauprodukten (AgBB) war eine Emission von HBCD ausgeschlossen. Durch die nunmehr europäische Regelung wurde das Flammschutzmittel als Besorgnis erregender Zusatz eingestuft. Bereits seit Anfang 2015 – rund einem dreiviertel Jahr vor Ablauf der Frist – produzieren alle EPS-Hersteller, die Mitglied im Industrieverband Hartschaum sind, ausschließlich Dämmplatten mit dem neuen Flammschutzmittel Polymer-FR. Insgesamt fallen jährlich rund 200 Millionen Tonnen Bauabfälle an. Der Anteil von Polystyroldämmstoffen (EPS und XPS) liegt jährlich bei 42.000 Tonnen. Davon entfallen ca. 10.000 Tonnen auf den Dämmstoff Styropor im Fassadenbereich. Entsorgungsprobleme durch zurückgebaute Wärmedämm-Verbundsysteme mit Styropor werden von Experten des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik Holzkirchen (IBP) und des Forschungsinstituts für Wärmeschutz München (FIW) in den kommenden Jahrzehnten nicht erwartet. Aufgrund der geringen Abfallmengen ist bis heute die energetische Verwertung des Dämmstoffs Polystyrol in Müllheizkraftanlagen und die damit verbundene Energieerzeugung, die wirtschaftlichste Methode zur Wiederverwertung.

Die Rückführung in den Stoffkreislauf kann in Zukunft über das sogenannte CreaSolv-Verfahren geschehen. Dabei werden die Rohstoffe, die zur Produktion der Dämmstoffe eingesetzt werden, zurückgewonnen. Derzeit ist dieses Verfahren aufgrund des geringen Aufkommens aus dem Rückbau von Wärmedämm-Verbundsystemen noch nicht wirtschaftlich. Die Gründe für die derzeit geringen Abfallmengen bei Dämmstoffen liegen zum einen in der langen Lebensdauer von Wärmedämm-Verbundsystemen mit Styropor. Diese beträgt in der Regel weit mehr als 50 Jahre, wie jüngst eine Langzeitstudie bestätigt hat.

Und zum anderen in der Tatsache, dass Wärmedämm-Verbundsysteme in vielen Fällen aufgedoppelt statt rückgebaut werden. Damit wird der Lebenszyklus von Wärmedämm-Verbundsystemen noch weiter verlängert.

Bisher wurden Styroporabfälle mit dem Flammschutzmittel HBCD als „nicht gefährlicher Abfall“ eingestuft.

Die kleine Anfrage (Drucksache 18/4129) von der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN „Hält die Bundesregierung eine Einstufung von gebrauchten HBCD-Platten als Sondermüll für notwendig und inwiefern setzt sie sich dafür ein?“ im Februar 2015 wurde von der Bundesregierung mit der folgenden Aussage beantwortet „Die Bundesregierung hält die Einstufung als Sondermüll nicht für sinnvoll und erforderlich“.

Auch das Umweltbundesamt hat in seinem Leitfaden zum Thema HBCD, Stand Februar 2015, noch darauf hingewiesen, „dass auch bei einer Umweltrisikobetrachtung bei der Entsorgung dieses Abfalls sich keine andere abfallrechtliche Gefährlichkeitseinstufung ergibt“.

Ab Frühjahr 2016 soll Styropor mit dem Flammschutzmittel HBCD nun aufgrund einer Änderung in der Abfallverzeichnis-Verordnung als „gefährlicher Abfall“ eingestuft werden. Die Änderungen betreffen nicht das neue Styropor mit dem Flammschutzmittel Polymer-FR. Auch nach der neuen Einstufung kann Styroporabfall mit HBCD weiter thermisch in Müllheizkraftwerken, die über eine entsprechende Genehmigung verfügen, verwertet werden.

Der Industrieverband Hartschaum prüft zurzeit in Zusammenarbeit mit der Interessengemeinschaft der Thermischen Abfallbehandlungsanlagen (ITAD) und weiteren Verbänden die möglichen Auswirkungen bei der thermischen Verwertung von Styropor mit HBCD.