Kammergebäude als Prüfungsbaustelle – Stuckateure absolvieren Meisterprüfung im Umbau

Schon bei der Vorbereitung der Decken war genaues Arbeiten gefragt. Die Meisterschüler mussten die Profile für die Verkleidung der alten Decke genau ausmessen. (Foto: Handwerkskammer/I

Schon bei der Vorbereitung der Decken war genaues Arbeiten gefragt. Die Meisterschüler mussten die Profile für die Verkleidung der alten Decke genau ausmessen. (Foto: Handwerkskammer/I

Es wird geschliffen, gespachtelt, gesägt, gehämmert, gebohrt und vor allem genau gemessen:
Auf der Baustelle im Kammergebäude absolvierten in der vergangenen Woche sechs Meisterschüler ihre praktische Prüfung. „Die Prüfungsordnung verlangt, dass wir praxisnah arbeiten“, erklärt Ulrich Rank, erster Vorsitzender der Meisterprüfungskommission. „Wir versuchen, das immer eins zu eins umzusetzen.“

Für die angehenden Stuckateurmeister und die Kommission bedeutet das viel Aufwand. Insgesamt 25 Meisterschüler absolvieren an der Bundesfachschule der Stuckateure in Heilbronn derzeit ihre Prüfung. Neben der Handwerkskammer gibt es noch vier weitere Baustellen, auf denen jeweils Prüflinge arbeiten. „In den vergangenen Jahren waren es meist um die 20 Meisterschüler“, berichtet Rank, der in der Prüfungswoche regelmäßig alle Baustellen besucht.

Rundum-Betreuung

Die Arbeit für diese Prüfung beginnt aber schon lange vor dem Betreten der Baustelle. Die Meisterschüler schlagen zunächst Projekte vor, die die Prüfungskommission bewertet und genehmigen muss. Im nächsten Schritt stimmen sich die Stuckateure mit den jeweiligen Bauherren ab, erstellen Pläne oder auch Muster und Modelle nach deren Vorgaben. Auch auf die speziellen Wünsche der Bauherren müssen sie dabei eingehen. Im Fall des Kammerumbaus war die Vorgabe etwa eine gute Schallisolierung für die neue Decke im Foyer des Meistersaals. Die ursprüngliche Decke im Altbau haben die Stuckateure deshalb abgehängt und mit einer schallschluckenden Dämmung versehen.

Moderner Werkstoff

Ulrich Rank nutzt die Meisterprüfung auch gerne, um Skeptiker von der Qualität des Stuckateur-Berufs zu überzeugen. Wer Stuck hört, hat meist zunächst ein Bild von verschnörkelten barocken Verzierungen im Kopf. „Wir haben aber schon einige sehr skeptische Bauherren und Architekten überzeugt, dass Stuck überhaupt nicht altmodisch ist“, betont Rank. Letztlich auch die Handwerkskammer: Dort schaffen die Meisterschüler eine modernen Decke mit klaren Formen und indirekter Beleuchtung.

Die Stuckleisten wurden bereits in der Prüfungsvorbereitungswoche in der Werkstatt fertig gestellt. Auf der Baustelle des Kammergebäudes bringen die Prüflinge die Leisten an die neue Decke an. Foto: Handwerkskammer/I

Die Stuckleisten wurden bereits in der Prüfungsvorbereitungswoche in der Werkstatt fertig gestellt. Auf der Baustelle des Kammergebäudes bringen die Prüflinge die Leisten an die neue Decke an. Foto: Handwerkskammer/I

Genaues Arbeiten gefragt

Einen Großteil der Arbeit nimmt dabei die Vorbereitung ein. Denn hier muss besonders genau gearbeitet werden. Immer wieder messen die Prüflinge nach und korrigieren. Ist die Verkleidung fertig, werden rund um die neue Schallschutzdecke die Stuckstäbe montiert. Diese haben die Schüler bereits in der Woche zuvor in der Werkstatt angefertigt und bringen sie nun an der neuen Decke an. Schwierig wird es dann noch einmal in den Ecken: Dort müssen die Meisterschüler die Stäbe schräg auf Gehrung setzen und verputzen, um am Ende ein sauberes Ergebnis zu bekommen.

Im Fachgespräch müssen die Prüflinge in der Folgewoche ihr Projekt noch einmal komplett der Prüfungskommission vorstellen. Wenn dabei alles gut geht, sind sie spätestens bei der nächsten Meisterfeier am 28. April 2017 wieder bei der Handwerkskammer – um sich ihren Meisterbrief abzuholen.

Quelle:

Handwerkskammer Heilbronn-Franken
www.hwk-heilbronn.de